Ein Tisch, speziell für Diabetiker?

Wie soll der denn aussehen?

Ich zeige Ihnen drei Möglichkeiten:

Was haben aber nun höhenverstellbare Schreibtische oder Stehpulte mit Diabetes, also der Zuckerkrankheit zu tun?

Info Diabetes mellitus („honigsüßer Durchfluss“): Das umgangssprachlich als „Zuckerkrankheit“ bezeichnete Krankheitsbild bezeichnet eine Gruppe von Soffwechselerkrankungen. Das Hauptsymptom, auf das sich auch die Begrifflichkeit bezieht, beschreibt die Ausscheidung von Zucker im Urin. Diese Zuckerausscheidung liegt in der Überzuckerung des Blutes, da insbesondere ein Mangel des Hormons Insulin vorliegt. Insulin ist das Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im Organismus. Wird nicht ausreichend Insulin in speziellen Zellen, lokalisiert in der Bauchspeicheldrüse,  produziert oder ist die Insulinwirkung abgeschwächt, so wird der Zucker nicht ausreichend aus dem Blut in die Zielzellen zur Energiegewinnung eingeschleust und stattdessen über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.

Sehen wir uns dazu eine aktuelle Studie zum Thema an:

Bernard Duvivier von der Universität Maastricht und Kollegen haben in der Fachzeitschrift „Diabetologia“ in diesem Jahr einen Artikel publiziert, der der Frage nachging, was bei Diabetikern den Blutzuckerspiegel am effektivsten über ein 24-Stunden-Intervall senkt:

Die Interventionen an 19 Patienten mit Typ-2-Diabetes sahen folgendermaßen aus:

1 Gruppe: 14 Stunden täglich Sitzen und im Mittel 4.415 Schritte gehen

2 Gruppe:  1,1 Sitzstunden durch Fahrradfahren ersetzen bei 4.823 Schritten

3 Gruppe: 4,7 Sitzstunden wurden durch stehen und gehen ersetzt, damit stieg die tägliche Schrittzahl auf 17.502

Die entscheidende Messgröße in diesem Experiment war der 24-Stunden-Glucosewert (der Blutzuckerspiegel) und die sog. Insulinresistenz. Unter Insulinresistenz wird die Eigenschaft einzelner Individuen verstanden, wie gut deren Körperzellen, insbesondere die der Leber, der Muskulatur und des Fettgewebes, auf das Hormon Insulin reagieren. Diabetiker zeigen i.d.R. eine höhere bis hohe Insulinresistenz, das bedeutet, das Insulin kann nicht ausreichend Blutzucker in die Zellen einbringen, sie sind „resistent“.

Nun zu den Ergebnissen und was das alles mit höhenverstellbaren Tischen zu tun hat:

Die Blutzuckerwerte waren zwischen den oben beschriebenen Interventionsgruppen 2. und 3. signifikant geringer gegenüber der „Sitzgruppe“ 1.

Hinsichtlich der sog. Insulinresistenz zeigten sich jedoch auch zwischen den beiden Bewegungsgruppen 2. und 3. Unterschiede zugunsten der dritten Gruppe, die die Sitzzeiten deutlich reduziert und durch Steh- und Gehzeiten ergänzt hat.

Die Autoren der Studie folgern daraus, dass das Unterbrechen des Sitzens durch Steh- und Gehphasen den Blutzuckerspiegel in einem 24-Stunden-Zeitraum vergleichbar senkt wie bei einem Übungsprogramm, hier Fahrradfahren. Unterbrechungen der Sitzzeiten kann die Insulinsensitivität der Zellen sogar stärker verbessern als ein Übungsprogramm.

Ich wage weiter zu behaupten, dass der stetige Haltungswechsel damit auch eine präventive Funktion gegenüber dem Diabetes haben kann und allgemein als Stoffwechselpositiv angesehen werden kann.

Also: Ran an die höhenverstellbaren Schreibtische und Stehpulte!

 

Fazit fürs Office: Sitzzeiten deutlich reduzieren, Stehzeiten und häufige Haltungswechsel zwischen Sitzen und Stehen einbauen und immer wieder Gehstrecken zu Kollegen, zum Kopierer oder Drucker und natürlich auf dem Arbeits- uns Heimweg einbauen!

Rolltreppen und Fahrstühle sind und bleiben ein Tabu – diese wurden schließlich nur für „fußkranke“ Menschen und Lasttransporte geschaffen! 

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Bleiben Sie in Bewegung!

Ihr Christof Otte

 

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Quelle

Duvivier, B. M. F. M. et al. (2017) Breaking sitting with light activities vs structured exercise: a randomised crossover study demonstrating benefits for glycaemic control and insulin sensitivity in type 2 diabetes. In: Diabetologia 60, 490-498.