1. Herr Detjen, Sie sind stellvertretender Geschäftsführer der Aktion Gesunder Rücken e.V. Schildern Sie uns ganz kurz die Ziele der AGR.

Detlef Detjen: Unsere Mitglieder sind Ärzte und Therapeuten. Im Mittelpunkt steht die „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wir wollen mit unserer Arbeit ein Bewusstsein für die Bedeutung und Entstehung von Rückenschmerzen schaffen und darüber aufklären, wie sich diese im Alltag zumindest reduzieren oder möglichst ganz verhindern lassen. Hierzu arbeiten wir mit den wichtigsten medizinischen Fachverbänden in einem Netzwerk zusammen (150.000 med. Fachleute), sammeln und bündeln die wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Das gesammelte Expertenwissen in Form des anerkannten AGR-Gütesiegels, dient als Basis für neue Produktentwicklungen, zur staatlich anerkannten Weiterbildungsmaßnahme für Ärzte und Therapeuten und als Ratgeber für Betroffene und Redaktionen. Schwerpunkt unserer Kommunikation sind Möglichkeiten zur Schaffung rückengerechter Arbeits- und Freizeitverhältnisse, als ein zentraler und anerkannter Baustein der Therapie und Prävention von Rückenbeschwerden. Alle Empfehlungen orientieren sich am AGR-Gütesiegel, einem Prädikat welches selbst von ÖKOTEST mit „sehr gut“ bewertet wird.

2. Uns ist aufgefallen, dass Sie kürzlich einen Beitrag im Handelsblatt mit dem Titel “Wer lange sitz, ist früher tot!” kommentiert haben. Was hat Sie gestört, wie sieht in Ihren Augen die Lösung für das Problem aus?

Detlef Detjen: Der Artikel spricht viele Probleme an und zeigt deren Folgen auf. Zudem findet der Leser kleinere Tipps mit den Problemen umzugehen. Soweit so gut. Er geht auch auf die Folgen des Dauersitzens ein, verschweigt aber letztendlich praktikable Lösungen. Dabei liegen diese auf der Hand und sind zudem wissenschaftlich sehr gut belegt. Das hätte besser dargestellt werden können. Wichtig sind häufige Haltungswechsel, sowohl im Sitzen, als auch in Stehen (Steh/Sitz-Dynamik). Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung! Nicht ohne Grund lautet die Idealformel der Arbeitsmedizin für Schreibtischarbeitsplätze: 50 Prozent Sitzen, 25 Prozent stehen und 25 Prozent bewegen.

3. Ok, es geht also darum, die Rückengesundheit und das allgemeine Wohlbefinden durch häufige Haltungswechsel zu verbessern. Was ist denn ihr persönlicher Tipp für “rückengeplagte” Schreibtischarbeiter?

Detlef Detjen: Es gibt viele Möglichkeiten „in Bewegung“ zu bleiben, zum Beispiel:

  • Treppe statt Fahrstuhl auf dem Weg ins Büro
  • Fahrrad statt Auto
  • Drucker und Faxgeräte aus dem Büro auf den Flur – so muss man automatisch mehrfach aufstehen
  • lieber ein Gespräch mit dem Kollegen im Nachbarbüro als eine E-Mail
  • im Stehen oder Gehen telefonieren
  • Einsatz von Stehsitzarbeitplätzen oder/und Stehpulten (siehe dazu auch die Langzeitstudie von officeplus)
  • Dynamischer Bürostuhl

Die Liste der Möglichkeiten ist lang, wichtig ist einmal den Anfang zu machen und die Arbeitsabläufe nach und nach dynamischer zu gestalten. Viele Tipps dazu findet man auf unserer Internetseite www.agr-ev.de oder bei Facebook www.facebook.com/dieagr.