Kann Sport am Wochenende den Bewegungsmangel der Woche kompensieren?

Immer wieder stolpern doch auch Sie über die These, dass der alltägliche Bewegungsmangel im Büro nicht durch eine erhöhte sportliche Aktivität nach Feierabend oder am Wochenende kompensiert werden kann.

So haben Studien gezeigt, dass das langandauernde Sitzen (damit sind ununterbrochene Sitzzeiten über 2 Stunden gemeint), nicht im Nachhinein durch eine verstärkte körperliche Aktivität kompensiert werden könne (vgl. u.a. Wallmann-Sperlich et al. 2014; Schmid & Leitzmann 2014).

Eine klare Einladung und ein Argument für jeden Langsitzer, den ungeliebten Gang zum Fitnessstudio oder zum Sportverein, zum Stadtpark oder zum Personal Trainer zu sparen.

Dass das jedoch nicht ganz so sein kann, dürfte uns irgendwie klar sein: Generell können wir hypothetisch annehmen, das Bewegung, so wenig und selten es auch sein mag, grundsätzlich einen gesundheitsfördernden Nutzen hat.

Bestätigt wird das nun durch die Publikation einer Langzeitstudie in der renommierten Fachzeitschrift „Jama Internal Medicine“ (O´Donovan et al. 2017).

Das Autorenteam um Gary O´Donovan vom National Center for Sport der Loughborough University in Großbritannien hatten über sage und schreibe 63.000 Männer und Frauen jenseits des 40 Lebensjahres über einen Beobachtungszeitraum von 18 Jahren mehrmals zu ihren sportlichen Freizeitaktivitäten befragt. Die Probanden wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Anschließend wurde überprüft, wie viele Teilnehmer in den jeweiligen Gruppen woran erkrankt und wie viele Teilnehmer gestorben waren. So gab es insgesamt rund 8.800 Todesfälle.

Nun zu den Wochenendsportlern („Weekend Warriors“): Diese hatten ein 30% geringeres Risiko, in dem Beobachtungzeitraum zu sterben und ein um 20% geringeres Risiko, an Krebs zu erkranken. Die Autoren kommen resümierend zu dem Schluss, dass ein bis zwei intensive Sporteinheiten in der Woche einen deutlich krankheitspräventiven Effekt zeigen.

Diese Ergebnisse sind ermutigend, da auch wenige Sporteinheiten in der Woche deutlich positive Effekte für die individuelle Gesundheit und das Sterblichkeitsrisiko haben.

Es ändert aber auch nichts an der Tatsache, dass regelmäßige, stetig über den Tag verteilte Bewegung noch deutlich größere Effekte zeigt (vgl. u.a. Nakovics & Steiner 1997)!

Daher gilt auch weiterhin:

Bleiben Sie in Bewegung! Ihr Christof Otte

P.S. Sind auch Sie ein “Weekend Warrior”? Teilen Sie mir Ihre Erfahrungen mit und schreiben Sie mir einen Kommentar (s.u.)

 

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Quellen

Nakovics, H.; Steiner, H. (1997) Die Reduktion körperlicher Beschwerden durch den Einsatz eines Stehpultes. In: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 1, 33ff.

O´Donovan, G.; Lee, I-M.; Hamer, M. (2017) Association of “Weekend Warrior” and Other Leisure Time Physical Activity Patterns With Risks for All-Cause, Cardiovascular Disease, and Cancer Mortality. In: Jama Internal Medicine. doi:10.1001/jamaintermed.2016.8014

Schmid, D.; Leitzmann, M. F. (2014) Television Viewing and Time Spent Sedentary in Relation to Cancer Risk: A Meta-Analysis. In: Journal of the National Cancer Institute 106 (7), dju098.

Wallmann-Sperlich, B.; Bucksch, J.; Schneider, S.; Froböse, I. (2014) Risikofaktor Sitzen – Prävalenz und Determinanten von Sitzzeiten am Arbeitsplatz. In: Gesundheitswesen 76, A209.